Donnerstag, 16. August 2007

Wie ich einmal Jennifer Beals war und doch keinen Oscar gewann

Kann sich jemand in diesem jungen Medium Internet noch an Jennifer Beals erinnern? Also aufgepasst, Kinder: Jennifer Beals war der Star des von den üblichen Verdächtigen sogenannten Kultfilms Flashdance, der 1983 in die Kinos kam. Kann sich jetzt jemand erinnern? Ich jedenfalls nicht, war ich damals doch gerade mal den Windeln entwachsen. Und die Zensur beschützte uns vor solchem Schmutz und Schund.

Ich habe den Film das erste Mal 1991 gesehen, auf Video, und mich gleich in Jennifer Beals verliebt. Sie könnte meine Mutter sein, aber daraus irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen, überlasse ich anderen. In den folgenden Wochen nervte ich meine Eltern mit lautem (und falschem) Gesang und übermütigem Rumgehopse. Die CD mit dem Soundtrack des Films spielte ich so oft, bis sie zu Staub zerfiel. Seitdem tanze ich leidenschaftlich gerne. Manche, die es besonders gut mit mir meinen, nennen es hoppeln, doch ich bin nicht die Hoppel-Heide, sondern der Choreographie-Carl.

Wie es so ist, wenn man der Zeit im Weg rumsteht, kommt man auf so Ideen. Vor einigen Wochen zuckelte ich mit der Bahn übers schöne Wochenende quer durchs Land nach München. Aus pekuniären Gründen, so heißt das, wenn man fast pleite ist, nutzte ich ausschließlich Nahverkehrszüge und stellte mich nach 11 Stunden Bahnfahrt einer ebenso hochkompetenten wie hochsympathischen Jury: What a feeling. Irene Cara erklang aus den Lautsprechern. Kennt noch irgendwer Irene Cara? Sie sang damals "What a feeling", den Titelsong des Films Flashdance, und gewann damit sogar einen Oscar. Alles ist eitel.

Doch zurück zu meiner Performance. Wochenlang hatte ich vor dem großen Spiegel in meinem Flur geübt, Schrittfolgen einstudiert, Armbewegungen optimiert, meinen Ausdruck perfektioniert. Gut, vielleicht habe ich auch nur ein paar Mal auf dem Weg zwischen Küche und Bad versucht, gleichzeitig zu hüpfen und entschlossen dreinzuschauen. Keuchend und schwitzend harrte ich schließlich des Urteils der Jury. Der Kopf der Dreierbande, auch bekannt als "Der dicke Tanzlehrer aus'm Osten" (Mario Barth) blickte mich an, als hätte ich seine Ballettschläppchen geklaut. Jane Comerford, Mitverschwörerin von Detlef Ausrufezeichen milderte ihr "No No Never" immerhin noch mütterlich ab. Nur Nina Hagen fand mich "total spannend", wenn auch zum Bühnentänzer nicht geeignet. Ein halbes Danke, Nina.

Zum Entspannen schaute ich noch zwei Stunden meinen Mitbewerbern beim Scheitern zu, wie sie aufgekratzt und voller Hoffnung im Gerichtssaal verschwanden und, je nach Temperament, verheult, frustriert oder wütend wiederkehrten. Dann verließ ich die ungastliche Stätte und fuhr nach Berlin zurück, wo man bekanntlich an jeder Straßenecke seine Jennifer Beals finden und mit ihr über's Pflaster tanzen kann.

Keine heiße Nummer: Popstars-Casting in München

Montag, 6. August 2007

Sommer mit Balkon

Nun habe ich doch noch einen Vorteil aus meiner unverhofften und nicht ganz freiwilligen Existenz als Radiostar geschlagen. Peter, der seine literarischen Fangzähne in mein Leben geschlagen hat, zieht für drei Monate nach Hamburg, zu seiner Freundin. Die heißt, kein Scherz, Inga Meisel (mit i, y war wohl aus; gibt also nicht ganz so viele Punkte, Scrabble-Spieler wissen, wovon ich rede). Trotzdem eins mit Sternchen für diesen Namen.

Aber was ich eigentlich sagen wollte… Peter stellt mir seine Wohnung während seiner Abwesenheit zur Verfügung, umsonst versteht sich. Am Wochenende bin ich vom Wedding nach Kreuzberg gezogen. An den Landwehrkanal, 4. OG Südseite mit Balkon. Ich habe mir heute erstmal eine Sonnenbrille kaufen müssen, so viel Licht ist ja nicht zum Aushalten. Mein Weddinger Wohnloch habe ich untervermietet. Wollte tatsächlich jemand haben, zum Glück gibt's Studenten.

Nun brate ich auf Peters Luxus-Balkon in meinem eigenen Saft, erhebe mich ab und an, um jovial die Passanten zu grüßen oder frische Cola aus Peters Kühlschrank zu holen. Kurzum, ich fühle mich augustuös. August war immer mein Lieblingsmonat. Im August nimmt das Jahr eine Auszeit von sich selbst. 11 Monate im Jahr schreitet die Zeit voran und voran, im August lurcht sie ziellos umher und weiß nicht, wo vorne und hinten ist. Die Zeit der Schokonikoläuse kommt früh genug. August ist eine Geschichte von nichts. Im August darf man keine Pläne haben. Für alle Ehrgeizigen ist dieser Monat Folter: Niemand ist zu erreichen, keiner ruft zurück. Einsam tigern sie in ihren Büros auf und ab und brüllen die Wände an.

Ich glaube, ich habe einen Sonnenstich. Rede ich schon wirr? Kann man wirr tippen? Ich muss mich etwas abkühlen. Ich setze mich vor den geöffneten Kühlschrank und treibe Peters Stromrechnung in die Höhe. Wer Carl Cowalski in seine Wohnung lässt… Hi, hi, hi… (Langsames Ausblenden in sommerliche Regression)

Euer Wieheißichnochgleich

Freitag, 20. Juli 2007

Von der Angst, keine Angst mehr zu haben

Irgendwann ist man durch, ganz durch. Ich sitze auf der Straße und blinzle in die Sonne. Halt nein, falsch, ganz falsch. Also das mit dem Sitzen. Blinzeln läuft in echt in Echtzeit. Aber ich sitze nicht auf der Straße, also nicht mit dem nackten Hintern auf dem Pflaster, sondern auf einem Stuhl, und der steht auf dem Bürgersteig. Ich bin auch nicht nackt, vom Stuhl trennen mich Hose und Unterhose. Um es kurz zu machen - ich befinde mich in einem Straßencafé und trinke ein Bier mit Peter, Peter Verreter, wie ich ihn nenne. Bzw. mehrere, also Biere jetzt, wenn auch nicht gleichzeitig. Peter zahlt. Ist auch das Mindeste. Doch dazu später mehr.

"Allodoxaphobie" sagt Peter.
"Was'n das für'n Tier?"
"Allodoxaphobie" beginnt Peter zu dozieren, das macht er gerne, "ist die Angst vor einer Meinung."
Ich muss so lachen, dass ich mich am Bier verschlucke und einige keuchende, hustende und prustende Minuten brauche, um mich wieder zu fangen.
"Angst vor wessen Meinung?"
"Du hast Angst vor deiner Meinung, Carl."
"Lustig, das von jemandem zu hören, der erst durch meine Tätigkeit als unfreiwillige Muse seine Schreibhemmung verloren hat."
"Graphophobie, die Angst zu schreiben" schlaumeiert Peter. Er kann's nicht lassen. "Ok, tut mir leid, dass ich dein Leben ungefragt benutzt habe. Aber du lebst dein Leben so oder so, das läuft von alleine. Aber Schreiben bedeutet Arbeit und Anstrengung."
"Ist ja gut. Was willst du eigentlich? Erst unterstellst du mir, ich hätte Angst vor meiner eigenen Meinung, weil ich dich nicht auf der Stelle umbringe, dann bittest du um Entschuldigung, dass du aus meinem Leben ein Hörspiel gemacht hast, und dann nimmst du diese Entschuldigung wieder zurück."
Peter schaut zur Seite, fummelt recht umständlich eine Zigarette aus der Packung, sucht noch umständlicher in allen Taschen nach einem Feuerzeug und zündet dann endlich die Zigarette an.
"Gibt's was neues von Sonja?" fragt er nach dem ersten Lungenzug. Sonja ist meine Freundin, die jetzt einen anderen heiratet. Falls es jemand noch nicht weiß.
"Ist dir der Stoff ausgegangen? Brauchst du Inspiration? Wenn ich mal ne Marke werde, nenn' ich mich: Carl Cowalski, Inspiration für alle. Du bist echt 'n Junkie, und ich bin dein Dealer."
"Ich find dein Leben einfach spannend, zumindest spannender als meins. Du bist quasi der Nordatlantik und ich der Plattensee. "
"Der Plattensee ist doch schön" protestiere ich kraftlos. Peters Selbstmitleid nervt ein wenig. Aber immerhin zahlt er. Und es scheint ihm deutlich besser zu gehen, seitdem er wieder schreibt. Irgendwie entspannter wirkt er.

Und das mit dieser Allo-Dingsbums, also der Angst vor einer Meinung, ich find das gar nicht schlecht. "Bild dir keine Meinung" wäre meine Wahlspruch, wenn ich ein altes Adelsgeschlecht wäre, mit Wappen und dem ganzen Zeug. Meinungen sind meist vergeudete Kraft, stiften oft unsinnigen Streit. Ob ich nun diese oder jene Meinung zu Diesem oder Jenem habe, hat erfahrungsgemäß kaum Einfluss auf mein Leben.

Wenn Ihr meint, dass sei Quatsch, dann bloß keine Angrophobie, das ist die Angst, wütend zu werden.

Euer Carl

(Fortsetzung folgt)






Freitag, 6. Juli 2007

Meine Freundin und ihr Freund

Ich war ehrlich überrascht, als meine Freundin sagte, sie will heiraten, aber nicht mich. Im September ist es soweit, Sonja heiratet Volker. Gestern kam die Einladung. Sie werden mir bestimmt auch Ansichtskarten aus den Flitterwochen schreiben. Und mich zum Patenonkel ihrer Kinder erwählen.

Während Sonja die Sitzordnung austüftelt, übt Volker mit seiner Band für den großen Auftritt. Wahrscheinlich wird er vor versammelter Verwandt- und Bekanntschaft "My Way" röhren. Ich versuche derweil meine Verwunderung zu überwinden, anschließend meine Bitterkeit runterzuschlucken und bei der Hochzeit nicht negativ aufzufallen. Also nicht betrunken rumzubrüllen, den Bräutigam anzupöbeln oder in die Blumengestecke zu kotzen. Dieses Zivilisationsprojekt wird die nächsten Monate ausfüllen, hab ja eh nichts zu tun. Toller Sommer.

"Der Himmel weint, in meinem Herzen regnet es auch
kitschige Lieder sind das, was ich jetzt brauch"

Doch nun vom Selbstmitleid zur Wut. "Wer nicht leiden will muss hassen" hat mal ein berühmter Psychoanalytiker gesagt. Blöd nur, dass ich Sonja einfach nicht hassen kann und Volker ist das Nichts in Menschengestalt. Wie eine verirrte Rakete findet meine Wut kein Ziel und krepiert schließlich jämmerlich im leeren Raum. Immer diese Nettigkeit. Sie treten dir mit einem Lächeln in den Magen, sagen höflich "Entschuldigung" und wollen deine Freunde sein. Wenn du jetzt anfängst zu schreien, stellst du dich selbst in Abseits. Und bleibst da für ein Weilchen. Bist der Aggressive, setzt dich ins Unrecht. Jetzt bin ich schon wieder beim Selbstmitleid. Dann ziehe ich es eben durch: Ich bin für jede Art von Trost empfänglich. Bemitleidet mich. Sagt Kosenamen zu mir.

Euer Carlilein

Montag, 25. Juni 2007

Gogo-Girls im Wedding

Nun bin ich meinen Job los. Nicht, dass ich ihm hinterher weine. War nicht gerade eine Lebensanstellung in meinem Traumberuf. Aber, na ja, locker war's und mein Chef, wenn auch seltsam, doch ein netter Kerl. Wahrscheinlich ist er deswegen pleite gegangen. In welcher dynamischen Branche ich denn nun als weltläufige Führungskraft gearbeitet habe, wollt ihr wissen? Ich hab' Videos verliehen, bzw. DVDs. Echt ne Arbeit mit Entwicklungspotential. Eben noch Sequel I verliehen, schon geht Sequel II über den Tresen. Hier geht's aufwärts. Dabei hatten wir noch nicht mal Rocky I - CCCXXXIII (was ist das wohl für ne Zahl) im Angebot, nur Rocky I, das waren wir uns schuldig. Ich sage wir, so gerne mochte ich den Laden, huhuhu. Aber ne Spezialitätenvideothek für den abseitigen Filmgeschmack im tiefsten Wedding war wohl nie so ne richtig gute Idee. Naja, was ich eigentlich sagen wollte: beim Ausräumen ist mir (zum wiederholten Male) die Kreativität deutscher Filmverleihfirmen aufgefallen, die sich nicht zu schade sind, die Drecksarbeit zu übernehmen, richtig grandios beknackte deutsche Titel an ausländische, also vor allem amerikanische Filme zu kleben. In solchen Momenten kommt der Nerd aus mir heraus. Deshalb nun ein kleines Quiz.

Welcher der deutschen (in der Regel großartigen) Verleihtitel passt zum angegebenen Original?
1.) Cry for happy
a) Schrei, wenn du kannst
b) Ein Haus in Yokoshimi
c) Der letzte Anruf

2.) Cross Mission
a) The Crossing
b) The Mission
c) Combat Attack

3.) Glitch!
a) Die Couch
b) Die Angst des Häftlings vor dem Bücken nach der nassen Seife
c) Total verknallt im Tropenwald

4.) Glocken läuten überall
a) Die Glocke ruft
b) Glocken läuten überall
c) Glitschige Glocken

5.) Das Gogo-Girl vom Blow-Up Oder In Schwabing sind die Nächte lang
a) Das Gogo-Girl vom Blow-Up
b) In Schwabing sind die Nächte lang
c) Oder

6.) Glory
a) Glory
b) Glory! Glory!
c) Glory! Glory! Glory!

7.) La main noire
a) Die Sexsklavinnen vom Schloss Porno
b) Der geheimnisvolle Rächer
c) Der wenig bis gar nicht geheimnisvolle Rächer der Sexsklavinnen vom Schloss Porno, das eigentlich gar kein Schloss ist, sondern ein Reihenhaus in einem Vorort von Düsseldorf, das einem Mann gehört, der nicht Porno heißt, sondern Prno (er ist tschechischer Herkunft), der sich keine Sexsklavinnen hält, sondern, seit seiner Scheidung, allenfalls Kellerasseln, ist eigentlich Briefträger und heißt Jürgen. Ihn plagen seine Hämorrhoiden

Als Preis winkt die hervorragende deutsche Bedienungsanleitung meiner chinesischen Mikrowelle. Einsendeschluss ist der 31.02.2028. Gewähr wird nicht gewährt, der Rechtsweg ist wegen Kalauergefahr ausgeschlossen.
P.S.: So sind die Männer. Können einfach nicht über ihre Gefühle reden, über ihre Ängste. Fangen gleich an zu witzeln.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Sie leben!

Seit kurzem knistert's und knastert's in meinem Supermarkt. Ich weiß, ich erzähl' Euch nichts Neues. Doch Carl wohnt hinterm Mond bzw. im Wedding. Ihr auf der Sonnenseite des Lebens habt diese Dinger schon seit gefühlten tausend Jahren.

Aber in meinem Supermarkt haben die Verkäuferinnen bisher liebevoll - zumindest mit der Liebe, zu der Berliner Supermarktkassiererinnen fähig sind - jede Einwegpfandflasche - nennt man die so? Die Plastedinger, für die man 25 Cent bekommt? - also die Einwegpfandflaschen… - jetzt hab' ich mich in meinem eigenen Satz verlaufen... Also jedenfalls haben die Kassiererinnen mit den Pfandbehältern immer Betriebssportgruppe gespielt und die Dinger in mehrere Meter entfernt stehende Boxen gewemst.

Jetzt haben die so 'nen neuen Automaten. Da Carl zu den Vorsichtigen gehört, hat er natürlich erst mal die Bedienungsanleitung durchgelesen. Flaschen mit dem Strichcode nach unten und mit dem Boden nach vorne einlegen. Nur vollständig entleerte Flaschen einlegen. Flaschen nicht beschädigen oder deformieren. Der Blick in meine Tüte machte mir gleich ein schlechtes Gewissen: malträtierte Plasteleichen, verwunden, geknickt, geplättet, kein schöner Anblick. Und was macht der nette Carl. Nimmt sich jeder Flasche an. Bläst sie auf, bis sie zumindest annähernd wieder ihre ursprüngliche Form und Carls Lungen diese verloren haben. Knetet ihre klebrige Haut wie der Chefmasseur vom Traumschiff.

Nach zwei Tagen Arbeit sind die fünf Flaschen, die ich abgeben wollte, wieder vorzeigbar. Befriedigt lege ich sie in den Pfandautomat - natürlich mit dem Strichcode nach unten und dem Boden nach vorn - und harre der Dinge, die da kommen. Doch was muss ich hören. Surrend zieht die Maschine meine Flaschen ein - und zerstampft und zerquetscht sie dann brutal. Das Plastik kollabiert stöhnend unter den brutalen Automatenhänden. Ab und an muss die Kiste unter der Mordmaschine ausgetauscht werden. Dann öffnet sich für einen Augenblick das Massengrab der plattgewalzten Plastepfandpflaschen. Äh, ich meine "-flaschen".

Mittwoch, 30. Mai 2007

Das ist wirklich oben ohne

Nun fahren sie wieder und lassen sich die Abgase um die Nase streichen in ihren Broiler-Brätern auf Rädern. Sie leben in Symbiose mit Sonnencreme. Sollte sie die Sonne ohne Ölfilm auf der Haut erwischen, färben sie sich puterrot.
Ok, ich gebe es zu. Ich bekenne mich schuldig. Schuldig des Neids, einer Todsünde. Ich habe kein Auto, hab' noch nicht einmal einen Führerschein. Ich bin kein militanter Umweltschützer, ich lebe mitten in der Großstadt und der Baum ist nicht mein Freund, aber Autos interessieren mich einfach nicht. Dafür Menschen. Und Cabriofahrer lassen sich sehr gut beobachten, zumindest einige Monate im Jahr. Liegt in der Natur der Sache. Die Hälfte des Jahres ist der Cabriofahrer allerdings nicht zu sehen, er hält Winterschlaf. Nur vereinzelt wagt er sich aus seiner Klappverdeckhöhle, meist vorwitzige Jungtiere ohne Erfahrung. Sie glauben, ein einfacher Schal und eine Wollmütze seien ausreichender Schutz, wenn sie Anfang März mit 120 km/h über die Autobahn pesen. Und lernen dann, wie praktisch so ein steifer Hals im Alltag doch sein kann. Man kann den Kopf nicht hängen lassen, was Motivation und Optimismus deutlich steigert. Auch können Ohren und Zähne als Garderobenhaken auf Parties genutzt werden. Der erfahrene Cabriofahrer vermeidet solches Ungemach, auch wenn er sich an manchem sonnigen Vorfrühlingstag vor Erregung kaum auf den Verkehr konzentrieren kann. Doch kaum flattern die Abgasfahnen blau im Frühling, werden die Verdecke aufgerollt, eingeklappt und eingesperrt. Die Sehnsucht des Nordeuropäers nach Licht und Wärme bricht sich Bahn.
Wie gesagt, ich fahre nicht Auto, nur manchmal mit, bei meinem Chef, der fährt Trabant. Und zwar nicht einen aufgemotzten, vollverspoilerten - nein, so eine richtig alte stinkende Schüssel. (Ihr seht, die Geschäfte laufen nicht wirklich gut.) In einer Plastekarre halb bewusstlos von Benzindämpfen durch Schlaglöcher und über Kopfsteinpflaster zu hoppeln, ist nicht toll. Doch selbst in dieser Situation erwecken Menschen mein Mitleid, die bei gefühlten 100 Grad im Schatten mit ihrem Cabrio, ruinierten Frisuren und roten Nasen einem Sandlaster im zäh fließenden Verkehr hinterher zotteln. So ein Cabrio sieht erst dann richtig gut aus, wenn die Insassen so richtig scheiße aussehen.

Mittwoch, 2. Mai 2007

Demonstrantensterben

wer hat sich am dienstag zu seiner meinung bekannt? oder wenigstens zu der seines nachbarn? also ich nicht. hab nicht mal einen fuß vor die tür gesetzt, an diesem berliner traditionsbeladenen maitag - der erste. der eine. der tag, an dem es zum guten ton gehört aufzubegehren.

alles SCHEISSE. Ja! und sagen darfst du's auch noch. brauchst nur nach kreuzberg zu gehen. reih dich ein und sei dabei. wenn schon nicht mehr geschichtsträchtig, so kannst du später trotzdem deinen kindern mit stolzgeschwelter burst sagen: "Ja verdammt. Ich war dabei."

... ganz ehrlich, ich war noch nie "dabei" ... ich versteh sie auch gar nicht - die demonstranten, die asphalthocker im schilderwald. im radio brachten sie ein interview mit den initiatoren der beiden größeren krawall-vereinigungen. die durfen dann so klare fragen beanworten wie "Was ist Ihre Parolle zum 1. Mai? Wofür gehen Sie auf die Straße? Wer gehört zu Ihrer Zielgruppe, wenn wollen Sie erreichen?" gott sei dank gibt es im radio beschränkte redezeit. was den beiden neu-revolutzern aus der gusche rutschte kann doch kein vernunftgeleiteter mensch wiederholen. da war so manch politische ansprache in den abendnachrichten verständlicher.

egal, das doppel-interview hat mich auf jedenfall in meiner entscheidung bestärkt am 1. mai nicht aus dem haus zugehen; mich für keine straßenseite zu entscheiden - ist ja auch eine entscheidung. wenn sich mehr dafür entscheiden, stirbt der typus "demonstrant" aus ... aber wenn keiner mehr aufmuckt, dann sieht es so aus, als wäre alles friede-freude-eierkuchen ... was es ja nicht ist. aber warum kann das nicht mal einer klar und deutlich formulieren? vielleicht würd auch ich mich dann auf die straße stellen ...

Fortsetzung folgt.


Nachtrag: Wäre Politik mehr als ein ausgelutschter Thriller, dann würden Cliffhänger auch hier funktionieren.

Dienstag, 10. April 2007

Dies ist nicht der Grund für meine gute Laune

Ein kleines amerikanisches Flugzeug hat sich im dichten Nebel verflogen. Der Pilot kreist um das oberste Stockwerk eines Bürohauses, lehnt sich aus dem Cockpit und brüllt durch ein offenes Fenster: "Wo sind wir?"

Ein Mann blickt von seinem PC auf: "In einem Flugzeug!"

Der Pilot dreht eine scharfe Kurve und landet fünf Minuten später mit dem letzten Tropfen Treibstoff auf dem Flughafen von Seattle. Die verblüfften Passagiere wollen wissen, wie der Pilot es geschafft habe, sich zu orientieren.

"Ganz einfach", sagt der Pilot. "Die Antwort auf meine Frage war kurz, korrekt und völlig nutzlos. Ich hatte also mit der Microsoft-Hotline gesprochen. Das Microsoft-Gebäude liegt 5 Meilen westlich vom Flughafen Seattle, Kurs 87 Grad."



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Donnerstag, 29. März 2007

Sonntag, 11. März 2007

Wal im Datenozean

Interessanter Fang im Netz! Gigantischer Anblick: Hab' bei yigg.de einen Wal an Land gezogen oder besser auf meinen Monitor. Echtes Jacques-Cousteau-Feeling auch ganz ohne nasse Füße und roter Wollmütze.

Vergesst nicht den Sound anzustellen, wenn ihr den Riesen an euch vorüber ziehen lasst.

For Whale Watching click this:



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Freitag, 9. März 2007

Das achte - neue - Weltmeer

Ist schon amüsant, welches Wissen sich aus diesem gewaltigen Datenozean fischen lässt. Dachte zum Beispiel der Name der renommiertesten Suchmaschinen - zumindest was das öffentliche Bewusstsein von deutschen Usern betrifft - käme von der englischen Bezeichnung einer Sehhilfe. Aber nein! Ich durfte mich bei meinem favorisierten Fremdwörternachschlagewerk (Buch kann man das ja nicht mehr nennen) eines Besseren belehren lassen. Das dazugehörige Verb hat es sogar schon in den Duden geschafft. Wäre der auffällige Namenszug nicht permanent präsent, könnte man fast fürchten, der Marke drohe bald das gleiche Schicksal wie dem Fön.
Ich war auch immer überzeugt, bei mir im Bad einen Fön liegen zu haben. Aber schon wieder falsch gedacht. Das Ding heißt Haartrockner, solange es nicht von der AEG Hausgeräte GmbH, Nürnberg, stammt. Also auch ein Markenname. Verraten hat es mir der letzte Eintrag eines Forumsthreads, in welches mich ein äußerst unscheinbarer Link verleitet hat.

Aber so ist das im großen Netz: Man wird zugeschüttet mit Informationsschnipseln -unfreiwillig gefunden und freigiebig dargeboten. Was man ursprünglich erfahren wollte, geht da schon mal unter...

Da gibt es dieses Gerücht im Netz … amerikanische Angler ziehen von Zeit zu Zeit einen kuriosen Fisch aus dem Wasser. Von Mutter Natur hervorgebracht oder per genetic engineering wahnsinniger Fangquotendealer gezüchtet? Die Gerüchtespur ist noch sehr wage; das unfischige an der Kreatur: Es kann nicht von selbst schwimmen.

Noch Fragen?


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Donnerstag, 8. März 2007

Du altes Merzvieh!

Penetrante Finken und Meisen quieken es schon seit Wochen von den Dächern: Der Frühling ist da. Selbst wer den Hammersound einer paarungsbereiten Vogellunge morgens halb sieben zu ignorien vermag, muss doch endlich einsehen, dass es soweit ist. Wir märzen schon seit einer Woche. Wetterfühligkeit hin oder her, wer jetzt noch behauptet es wäre Winter(lich) sollte seinen Hautarzt konsultieren.

Ja, ja zugegeben die Sonne frohlockt ziemlich hinterfotzig... um dann ins Kälteloch der Wochenendfrustration runtergespühlt zu werden... noch nicht mal anständigen Regen hat der März zubieten - dicke schwere Tropfen, nach denen selbst die Stadtautobahnstandstreifenluft wie gewaschen duftet - Nein! pieseliger sich ins Gemüht hinein triefender, mührischmachender Pissniesel! Aber wer glaubt bitte schön noch an die Mär vom glücklichmachenden Frühling?

Um "den Frühling zu fühlen" muss einem nicht erst vom rosigen Baustbackennackidei ein Pfeil durchs Herz gebohrt werden...

...

Deprimiert? Grauer Himmel deprimiert! Werd ich deswegen gleich zum Merzvieh?

Mittwoch, 7. März 2007

Auf den Punkt gekommen

treuherzige Seel - die ich bin, konnt ich nicht "Nein" sagen, als mir ihre Kulleraugen schüchtern zu blinkten. Damit flog alle Freizeit - meine Freizeit! - von gleich auf sofort über Bord. Bin halt ein Menschenfreund. Und ein netter Kerl. So wie so!
Also was macht Netter Kerl, wenn schöne Nachbarin bei ihm klingelt und fragt, ob man für ein paar Tage auf ihre "beste Freundin" aufpasst?
Doof aus der Wäsche gucken, fürchte ich. Gott sei Dank war keiner weiter anwesend... außer ihr (schlimm genug) und Pelirroja (sprich Pehli Rocha).Ja, das ist spanisch. Nein nicht zum Essen. Dafür ist "sie" viel zu haarig.

Wer bitte nennt seinen Hund schon Pehli Rocha?
Na ja gut, meine schöne Nachbarin. Deren Namen ich nicht nennen werde, weil sie sich so gern damit rühmt, nicht "googlebar" zu sein. Da werd ich mich mit der Namespreisgabe hüten. Vor allem, nachdem sie mich so rafiniert bedrängte. Wie soll man - netter Kerl hin oder her - bei ihrem Anblick "Nein" sagen dürfen? Ihre Zuckerschnute ist entwaffnender als die Sondereinsatztruppen der GSG9.

Und so kam's, wie's kommen mußte: Ich hatte Pelli an der Backe. Zehn zermarternde Tage lang.
Das mit der "besten Freundin" schien mir nicht übertrieben. Kurz nach der Hundeübergabe samt Krimskrams (Was der moderne Hund halt so braucht) schien die Situation ganz normal. Ein Stündchen später fing das Gewinsel an. Pelle war nicht ruhig zu stellen... der Schlaf gestrichen. Kann ein Hund an Heimweh sterben?

Zumindest heiser hätte sie werden können ... Arrrgh&%?#"ä!!!
Oder wenigstens eine integrierte Gebrauchsanweisung - verständlich auch für nette Kerle. Den Daten-Chip hat der moderne Cyberhund doch schon. Warum nicht gleich alle Macken und Makel drauf speichern und ahnungslose Hundesitter mit dem handlichen Lesegerät ausstatten?

Meiner Couch sind inzwischen Haare gewachsen, der linke Turnschuh ist verwitwert. Ich krieg das knirschende Sandgefühl nicht mehr vom Laminat. Die dunklen Ringe haben sich scheinbar permanent unter meine Augen geheftet. Irgendwo ist noch son blöder Quietschball abgeblieben - der wird sich wohl erst beim Auszug aus seinem Versteck trauen.

Zehn Tage hab ich tapfer durchgehalte. Man hat sich halt arrangiert. Jetzt ist Pelie weg. Jetzt sind wir wieder nur Nachbarn statt Couchgenossen.

Irgendwie Schade...
Als Trost bleibt mir das zuckersüße Lächeln meiner schönen Nachbarin und ihr Dankeschön: eine Discounter-Weinflasche... :-|

Freitag, 23. Februar 2007

Manege frei!

Sensationell: The Flying Cowalski on Stage!

Willkommen im Zirkus
der transmedialen Körperwelten. Hier fliegen Bits und Bytes und ein Cowalski. Herein marschiert! Herein marschiert!

Neben Sie Platz! Die Show beginnt in 48 Gedankengängen ...