Montag, 25. Juni 2007

Gogo-Girls im Wedding

Nun bin ich meinen Job los. Nicht, dass ich ihm hinterher weine. War nicht gerade eine Lebensanstellung in meinem Traumberuf. Aber, na ja, locker war's und mein Chef, wenn auch seltsam, doch ein netter Kerl. Wahrscheinlich ist er deswegen pleite gegangen. In welcher dynamischen Branche ich denn nun als weltläufige Führungskraft gearbeitet habe, wollt ihr wissen? Ich hab' Videos verliehen, bzw. DVDs. Echt ne Arbeit mit Entwicklungspotential. Eben noch Sequel I verliehen, schon geht Sequel II über den Tresen. Hier geht's aufwärts. Dabei hatten wir noch nicht mal Rocky I - CCCXXXIII (was ist das wohl für ne Zahl) im Angebot, nur Rocky I, das waren wir uns schuldig. Ich sage wir, so gerne mochte ich den Laden, huhuhu. Aber ne Spezialitätenvideothek für den abseitigen Filmgeschmack im tiefsten Wedding war wohl nie so ne richtig gute Idee. Naja, was ich eigentlich sagen wollte: beim Ausräumen ist mir (zum wiederholten Male) die Kreativität deutscher Filmverleihfirmen aufgefallen, die sich nicht zu schade sind, die Drecksarbeit zu übernehmen, richtig grandios beknackte deutsche Titel an ausländische, also vor allem amerikanische Filme zu kleben. In solchen Momenten kommt der Nerd aus mir heraus. Deshalb nun ein kleines Quiz.

Welcher der deutschen (in der Regel großartigen) Verleihtitel passt zum angegebenen Original?
1.) Cry for happy
a) Schrei, wenn du kannst
b) Ein Haus in Yokoshimi
c) Der letzte Anruf

2.) Cross Mission
a) The Crossing
b) The Mission
c) Combat Attack

3.) Glitch!
a) Die Couch
b) Die Angst des Häftlings vor dem Bücken nach der nassen Seife
c) Total verknallt im Tropenwald

4.) Glocken läuten überall
a) Die Glocke ruft
b) Glocken läuten überall
c) Glitschige Glocken

5.) Das Gogo-Girl vom Blow-Up Oder In Schwabing sind die Nächte lang
a) Das Gogo-Girl vom Blow-Up
b) In Schwabing sind die Nächte lang
c) Oder

6.) Glory
a) Glory
b) Glory! Glory!
c) Glory! Glory! Glory!

7.) La main noire
a) Die Sexsklavinnen vom Schloss Porno
b) Der geheimnisvolle Rächer
c) Der wenig bis gar nicht geheimnisvolle Rächer der Sexsklavinnen vom Schloss Porno, das eigentlich gar kein Schloss ist, sondern ein Reihenhaus in einem Vorort von Düsseldorf, das einem Mann gehört, der nicht Porno heißt, sondern Prno (er ist tschechischer Herkunft), der sich keine Sexsklavinnen hält, sondern, seit seiner Scheidung, allenfalls Kellerasseln, ist eigentlich Briefträger und heißt Jürgen. Ihn plagen seine Hämorrhoiden

Als Preis winkt die hervorragende deutsche Bedienungsanleitung meiner chinesischen Mikrowelle. Einsendeschluss ist der 31.02.2028. Gewähr wird nicht gewährt, der Rechtsweg ist wegen Kalauergefahr ausgeschlossen.
P.S.: So sind die Männer. Können einfach nicht über ihre Gefühle reden, über ihre Ängste. Fangen gleich an zu witzeln.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Sie leben!

Seit kurzem knistert's und knastert's in meinem Supermarkt. Ich weiß, ich erzähl' Euch nichts Neues. Doch Carl wohnt hinterm Mond bzw. im Wedding. Ihr auf der Sonnenseite des Lebens habt diese Dinger schon seit gefühlten tausend Jahren.

Aber in meinem Supermarkt haben die Verkäuferinnen bisher liebevoll - zumindest mit der Liebe, zu der Berliner Supermarktkassiererinnen fähig sind - jede Einwegpfandflasche - nennt man die so? Die Plastedinger, für die man 25 Cent bekommt? - also die Einwegpfandflaschen… - jetzt hab' ich mich in meinem eigenen Satz verlaufen... Also jedenfalls haben die Kassiererinnen mit den Pfandbehältern immer Betriebssportgruppe gespielt und die Dinger in mehrere Meter entfernt stehende Boxen gewemst.

Jetzt haben die so 'nen neuen Automaten. Da Carl zu den Vorsichtigen gehört, hat er natürlich erst mal die Bedienungsanleitung durchgelesen. Flaschen mit dem Strichcode nach unten und mit dem Boden nach vorne einlegen. Nur vollständig entleerte Flaschen einlegen. Flaschen nicht beschädigen oder deformieren. Der Blick in meine Tüte machte mir gleich ein schlechtes Gewissen: malträtierte Plasteleichen, verwunden, geknickt, geplättet, kein schöner Anblick. Und was macht der nette Carl. Nimmt sich jeder Flasche an. Bläst sie auf, bis sie zumindest annähernd wieder ihre ursprüngliche Form und Carls Lungen diese verloren haben. Knetet ihre klebrige Haut wie der Chefmasseur vom Traumschiff.

Nach zwei Tagen Arbeit sind die fünf Flaschen, die ich abgeben wollte, wieder vorzeigbar. Befriedigt lege ich sie in den Pfandautomat - natürlich mit dem Strichcode nach unten und dem Boden nach vorn - und harre der Dinge, die da kommen. Doch was muss ich hören. Surrend zieht die Maschine meine Flaschen ein - und zerstampft und zerquetscht sie dann brutal. Das Plastik kollabiert stöhnend unter den brutalen Automatenhänden. Ab und an muss die Kiste unter der Mordmaschine ausgetauscht werden. Dann öffnet sich für einen Augenblick das Massengrab der plattgewalzten Plastepfandpflaschen. Äh, ich meine "-flaschen".