Freitag, 6. Juli 2007

Meine Freundin und ihr Freund

Ich war ehrlich überrascht, als meine Freundin sagte, sie will heiraten, aber nicht mich. Im September ist es soweit, Sonja heiratet Volker. Gestern kam die Einladung. Sie werden mir bestimmt auch Ansichtskarten aus den Flitterwochen schreiben. Und mich zum Patenonkel ihrer Kinder erwählen.

Während Sonja die Sitzordnung austüftelt, übt Volker mit seiner Band für den großen Auftritt. Wahrscheinlich wird er vor versammelter Verwandt- und Bekanntschaft "My Way" röhren. Ich versuche derweil meine Verwunderung zu überwinden, anschließend meine Bitterkeit runterzuschlucken und bei der Hochzeit nicht negativ aufzufallen. Also nicht betrunken rumzubrüllen, den Bräutigam anzupöbeln oder in die Blumengestecke zu kotzen. Dieses Zivilisationsprojekt wird die nächsten Monate ausfüllen, hab ja eh nichts zu tun. Toller Sommer.

"Der Himmel weint, in meinem Herzen regnet es auch
kitschige Lieder sind das, was ich jetzt brauch"

Doch nun vom Selbstmitleid zur Wut. "Wer nicht leiden will muss hassen" hat mal ein berühmter Psychoanalytiker gesagt. Blöd nur, dass ich Sonja einfach nicht hassen kann und Volker ist das Nichts in Menschengestalt. Wie eine verirrte Rakete findet meine Wut kein Ziel und krepiert schließlich jämmerlich im leeren Raum. Immer diese Nettigkeit. Sie treten dir mit einem Lächeln in den Magen, sagen höflich "Entschuldigung" und wollen deine Freunde sein. Wenn du jetzt anfängst zu schreien, stellst du dich selbst in Abseits. Und bleibst da für ein Weilchen. Bist der Aggressive, setzt dich ins Unrecht. Jetzt bin ich schon wieder beim Selbstmitleid. Dann ziehe ich es eben durch: Ich bin für jede Art von Trost empfänglich. Bemitleidet mich. Sagt Kosenamen zu mir.

Euer Carlilein

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